Im vorliegenden Forschungsbericht werden fünf Zeitzeugen und eine Zeitzeugin der Agrarpolitik dargestellt. Die Auswahl der InterviewpartnerInnen erfolgte nach dem Gesichtspunkt einer möglichst großen (partei)politischen und sozialen Streuung. Wesentlich waren darüber hinaus ihre Pionierleistungen im Bereich der Agrarpolitik, der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung. Gemäß ihren Neuerungsvorschlägen und Initiativen im Agrarbereich nehmen alle sechs Interviewten eine kritische Haltung gegenüber der herkömmlichen Agrarpolitik ein.
In den sechs Biografien fielen einige bemerkenswerte Parallelen auf, die den Schluss zulassen, dass bestimmte Eigenschaften und Umstände die späteren Interessen und die politische Arbeit maßgeblich beeinflusst haben. Es sind dies eine besonders früh und stark ausgeprägte Selbständigkeit und Verantwortlichkeit, politische Vorbilder in der eigenen Familie wie auch prägende Erlebnisse in der Kindheit und Jugendzeit.
Eine Ursache für die früh entwickelte Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit kann darin gesehen werden, dass Heinrich Wohlmeyer, Josef Willi, Franz Rohrmoser und Johann Felbauer bereits im Kindesalter einen Elternteil verloren haben, Franz Zellnigs Mutter war fortwährend krank. Der frühe Verlust der Mutter oder des Vaters ist nicht nur eine prägende Erfahrung, er bedingt vielfach ein frühes Erwachsen- und Selbständigwerden. Wenn Menschen bereits im Kindesalter Verantwortung übernehmen und ihre Arbeit selbst (mit)gestalten, hat dies, in der Folge entscheidende Auswirkungen auf ihr späteres Leben. Der Drang mitzugestalten, lässt sich – ist er einmal entfacht – nicht mehr unterdrücken. Alle fünf Zeitzeugen und die Zeitzeugin entwickelten bereits im Kindesalter Selbständigkeit und führten eigenverantwortlich Tätigkeiten durch. Anna Felbauer übernahm darüber hinaus Erziehungs- und Haushaltsaufgaben für die jüngeren/anderen Geschwister. Das ist in bäuerlichen Familien nicht ungewöhnlich, es zeigte sich jedoch eine ausgesprochen markante Selbständigkeit, die in späteren Jahren dazu beigetragen hat, sich von Widerständen nicht aufhalten zu lassen und trotz Rückschläge Energie dafür aufzuwenden, Hürden zu überwinden und ein Ziel beharrlich weiter zu verfolgen.
Dieser Zeitzeugenbericht soll einen Beitrag leisten für den Prozess des Austausches und des wechselseitigen, kommunikativen Lernens zwischen Alt und Jung. Die vielfältigen und doch übereinstimmenden Ansichten, Erfahrungen und Haltungen der Zeitzeugen/Zeitzeugin führen uns vor Augen, dass zur Neugestaltung der Situation in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum dringender Handlungsbedarf besteht. Es ist unumgänglich, dass Menschen sich in Hinkunft stärker über die Partei- und Altersgrenzen hinweg gemeinsam für eine andere Agrarpolitik engagieren.
Forschungsbericht Nr. 58 der Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien 2007, 201S.
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18.04.2013 | 2.91361 mb | ![]() |
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Loibl, E./Krammer, J.: Das Politische ist persönlich, das Persönliche ist politisch. Zeitzeugen der Agrarpolitik. Forschungsbericht Nr. 58, Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien, Oktober 2007, 201 S.
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